Die Idee einer einheitlichen digitalen ID-Lösung – das europäische digitale Identitäts-Wallets – macht seit circa 2021 die Runde. Trotzdem sind sämtliche Ansätze, freie und sichere Wallets und elektronische Signaturen allen EU-Bürgern, Anwohnern und Unternehmen zugänglich zu machen, weiterhin von heftigen Bedenken und rechtlichen Hürden überschattet. Spannungen in grenzüberschreitenden Transaktionen und der Datensicherheit stehen dabei an der Spitze der Liste. Sie heben hervor, dass ein einheitlicher und beständiger Ansatz notwendig ist.
Ende Juni haben EU-Regulierungsbehörden diese ehrgeizige Projekt wieder ins öffentliche Licht gebracht. Sie kündigten eine provisorische politische Vereinbarung zu den wichtigsten Elementen neuer Richtlinien für eine europäische digitale Identität (eID) zwischen der Ratspräsidentschaft und dem Europäischen Parlament an. Die Auswertung dieser Vereinbarung aus praktischer Sicht ist unserem CPO Tomas Zuoza zufolge ein Schritt in die richtige Richtung. Dennoch werden auch hier viele kritische Fragen unbeantwortet bleiben.
„Ich freue mich über die überarbeiteten eIDAS und alle damit zusammenhängenden Änderungen. Sie fördern die EU als einen einzelnen Markt weiter. Und dafür ist die Identitäts-Überprüfung auf einem hohen Level einfach ein Muss. Es ist also eine Erleichterung, dass dieser Vorschlag in der vorläufigen Vereinbarung weiterhin besteht. Dennoch muss ich das doch ehrgeizige Ziel, eine sichere und effektive digitale Lösung für mindestens 80 % der E-Bürger bis 2030 zur Verfügung zu stellen, in Frage stellen. Die Möglichkeit, das Ziel zu erreichen, stimmt mit der Implementierung und vor allem der Nutzererfahrung von eIDs und EUDI-Wallets überein. Die heutige Realität ist aber, dass ein großer Teil der Bürger zwar eine eID besitzen, aber keine Ahnung haben, wie und wo sie diese nutzen sollen. Das zu ändern, ist eine komplexe, aber notwendige Aufgabe.
„Ein weiteres Element einheitlicher Identitäts-Richtlinien ist eine zuverlässige, grenzüberschreitende Identitätsabgleichung. Werden wir in der EU Persönliche Nummern haben, die für jede Person einzigartig sind? Ohne Zweifel würde es die Nutzererfahrung in vielen Fällen erhöhen, wie zum Beispiel beim Reisen oder der Unterschriften-Aktivierung. Dennoch muss der internationale Support für dieses System beständig sein, da der Widerstand einzelner Länder die gesamten Benefits sonst kompromittiert.
„Letztlich könnte das Angebot kostenloser QES in EUDI-Wallets den QTSP-Markt durcheinander bringen. Und zwar, indem die Kosten für Signaturen an die anfragende Partei weitergeleitet werden. In diesem Fall müssten Anbieter die Zertifikatsabonnements und deren Modelle in ihrer Gesamtheit überdenken“, sagt Tomas.
Bezüglich des Effekts, den die vorgeschlagenen Änderungen auf QTSPs haben würden, hebt Tomas zudem einen weiteren wichtigen Bedarf hervor, wenn es darum geht, regulatorische Änderungen in einer kontrollierten, sicheren und benutzerfreundlichen Art und Weise willkommen zu heißen. Ihm zufolge wird der Übergang zu EUDI-Wallets helfen, Anbieter auszusieben, die nicht in der Lage sind, starke Identitäts-Überprüfungen zur Verfügung zu stellen.
Der neu verkündete Deal wirft zudem eine Reihe von Fragen für unseren CEO Philip Hallenborg auf. „Wir müssen die Konzepte hinter freien Wallets und elektronischen Signaturen von Grund auf neu überdenken und bauen. Was bedeuten sie wirklich? Es könnte der Fall sein, dass der Staat IDs zur Verfügung stellen muss. Aber können wir den Staat auch dazu anhalten, zum Beispiel elektronische Signaturen zur Verfügung zu stellen? Oder wird der Staat diese für seine Bürger beschaffen?“ fragt er.
Grenzüberschreitender Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen über ein persönliches digitales Wallet auf einem mobilen Telefon würde dem Endnutzer einen massiven Benefit bringen – ebenso den Serviceanbietern. Aber damit dieses neue System zukunftssicher ist, ist eine starke rechtliche Basis ein Muss. Die kürzlich verkündete vorläufige politische Vereinbarung ist ein Schritt in die richtige Richtung. Eine erfolgreiche Implementierung von eID wird letztendlich die Türen für weitere Verbesserungen öffnen.
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